Sonntag, 22. November 2015

Suzanne Hayes und Loretta Nyhan - Ich schreib dir jeden Tag

Originaltitel: I'll be seeing you
Übersetzer: Nina Bader



Das Buch beginnt im Januar 1943. Der Krieg ist im Gange und die Angehörigen zu Hause warten auf Nachricht von ihren Lieben. Bei einem Frauentreffen werden Adressen für Briefkontakte vermittelt, um sich gegenseitig Trost zu spenden und über die Wartezeit hinwegzuhelfen. Etwas widerwillig nimmt Glory an dieser Aktion teil und schnappt sich den übrig gebliebenen Zettel mit der Adresse der "Gartenhexe".

Das Buch war für mich ein Zufallstreffer, gekauft als Trostpflaster im verregneten Sommerurlaub. Viel hatte ich nicht erwartet, ich fand es bloß interessant, mal wieder einen Briefroman zu lesen. Mein letzter war "Deine Juliet" von Mary Ann Shaffer, und somit lag die Messlatte seeeehr hoch. Doch auch wenn sich die beiden Bücher nicht unbedingt vergleichen lassen haben mich Hayes und Nyhan schnell in ihren Bann gezogen.

Die Hauptfiguren Rita und Glory sind vollkommen unterschiedlich. Jedoch entwickelt sich zwischen den Beiden durch ihre Briefe eine tiefe Freundschaft, die fast greifbar spürbar ist. In diesen Briefen nehmen beide kein Blatt vor den Mund und schreiben sehr offen und frei über ihren Alltag, Familie und Freunde. Dabei beschönigen sie nichts und berichten auch über zweifelhafte Entscheidungen und natürlich ihre Sorgen. Doch geraten sie nie ins Jammern oder greifen zu kitschige Beschreibungen. Sie schreiben sich all ihre Änge und ihren Kummer von der Seele und helfen sich gegenseitig, die Perspektive nicht zu verlieren.

Durch diese Erzählweise kommt man als Leser den Figuren sehr nahe. Und so war ich beim Lesen zusammen mit Rita besorgt um Glory, als diese sich mehr und mehr zu einem anderen Mann hingezogen fühlt, habe mit Glory Ritas Gartentipps und Anekdoten über Mrs. K. gelauscht und mich über die Annährerung an ihre Schwiegertochter gefreut. Auch die hin und her gesandten Rezepte waren spannend (allerdings auch gruselig, weil sie so sehr auf den Mangel an allem hinweisen).

Interessant ist auch das am Ende des Buches abgedruckte Interview mit den Autorinnen, die sich - ebenso wie ihre Protagonistinnen - während des Schreibens nie begegnet sind.

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